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„Bronze-Gewinner“ einheitspreis 2020 der Bundeszentrale für politische Bildung

Historischer Kern - Entwicklung - Legendenbildung
Mythos „Montagsdemonstrationen“ - Historischer Kern - Entwicklung - Legendenbildung

Bis in die Gegenwart nehmen soziale und politische Bewegungen in Ost- und Westdeutschland Bezug auf das Narrativ der Montagsdemonstrationen 1989/90 in der DDR. Die Demonstrierenden erhoffen sich eine stärkere Mobilisierung. Der Bezug bekräftigt außerdem die Aussicht auf einen Erfolg. Schließlich gelang es schon einmal, unter diesem „Label“ politische Veränderungen durchzusetzen. Damit im Zusammenhang steht die Beschwörung eines emotional verankerten „WIR“-Gefühls durch den Ruf „Wir sind das Volk“. Die historischen Ereignisse haben sich mittlerweile in idealisierter Form in unserem kollektiven Gedächtnis verankert. Es stellt sich die Frage, welche Demonstrationen und welches „Volk“ eigentlich gemeint sind? Ist letztendlich die „Konstruktion“ von Geschichte erforderlich, um für große soziale Gruppen identitätsstiftend wirken zu können?

Ziel dieser Präsentation ist es, den Blick auf die historischen Abläufe zu schärfen und Stationen einer Mythenbildung aufzuzeigen. Grundlage bildet der historische Kern in Leipzig mit den montäglichen Friedensgebeten seit 1982 und denen daraus entstandenen Demonstrationen weit vor dem Oktober 1989.

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Politische Geschichtsmythen

Wenn wir von Mythen sprechen, so haftet dem Konstrukt etwas Negatives, politisch Instrumentalisiertes oder gar Demagogisches an. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die gegenwärtige unreflektierte Verbreitung „alternativer Fakten“ oder den Einzug einer „postfaktischen“ Wahrnehmung in den gesellschaftlichen Diskurs.

Quelle: ABL

Freiräume erkämpfen - Aushang 1984 | Quelle: ABL
Quelle: ABL

Freiräume erkämpfen

(1982 - 9.10.1989) Die Leipziger Montagsdemonstrationen waren untrennbar mit den seit 1982 stattfindenden Friedensgebeten in der Stadtkirche St. Nikolai verbunden. Die allwöchentlichen Andachten bildeten den historischen Kern als ein strukturierendes und mobilisierendes Element in der Entwicklung der Protestkultur in den 1980er Jahren. Sie gaben Zeit und Ort eines Diskurses vor. Weit vor den Demonstrationen 1989 entstanden aus den Friedensgebeten heraus verschiedene Protestformen.
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Bildmotiv Mitsprache erkämpfen | Quelle: ABL/Bernd Heinze
Quelle: ABL/Bernd Heinze

Mitsprache erkämpfen

(16.10.1989 -> 5.3.1990) Bereits Ende Oktober 1989 nahm man die wöchentlichen Demonstrationen als eine Tradition wahr und erhob sie zum legitimen Ausdruck der Volkssouveränität. Der Mythos war geboren. Besonders nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 differenzierte sich das Meinungsspektrum sehr rasch aus. Es reichte von Forderungen nach basisdemokratischer Teilhabe bis zu populistischen Verheißungen eines materiellen Wohlstandes durch die deutsche Einheit.
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Meinungshoheit erkämpfen | Quelle: ABL
Quelle: ABL

Meinungshoheit erkämpfen

(1991 -> heute) Unmittelbar nach der deutschen Einheit wurden soziale und politische Konflikte unter der „Marke“ weiter ausgetragen. Bis in die Gegenwart wird das Narrativ herangezogen. Die Ziele der Veranstalter könnten dabei kaum unterschiedlicher sein. Es geht sogar so weit, dass nationalistische Bewegungen aus der Erfolgsgeschichte ihre historische Legitimation konstruieren. Hinter dem mannigfachen Gebrauch verblasst die originäre Bedeutung immer mehr.
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Plakat 1986 | Quelle: Haus der Geschichte Bonn
Plakat 1986 | Quelle: Haus der Geschichte Bonn
Monatliche Kolumnen

 

Von Oktober 2019 bis Oktober 2020 begleiteten dreizehn Kolumnen die Entstehung dieser Präsentation. Darin reflektieren Autorinnen und Autoren deutschlandweiter Lesebühnen ihre Erinnerungen, Eindrücke und Meinungen über 30 Jahre Friedliche Revolution und 30 Jahre Deutsche Einheit sowie den gegenwärtigen Diskurs in der Gesellschaft.

Viel Spaß!

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